Wilder Name; doch es kommt noch besser: Béla Fleck spielt Banjo, seine Flecktones lümmeln an synthetischem Schlagzeug, Okarina, Mundharmonika sowie vier-, fünf-, sechssaitigem und Stereo-Baß rum. Wer die Platte in den Player schiebt, wird durchdrehen vor Begeisterung - über die virtuose Klasse dieses ungewöhnlichen Quartetts, das den aufregendsten Crossover ohne Worte liefert, den es dieses Jahr gab. Fleck zaubert Stimmungen, die unter die Haut gehen - sofern man bereit ist, mit offenen Ohren und denkendem Hirn dabeizusein.

Béla Fleck and the Flecktones vermitteln ganz selbstverständlich bei jedem ihrer Live-Auftritte übermütige Lebensfreude und gleichzeitig hohen stilistischen Anspruch. Outbound wird entsprechend anspruchsvoll mit "Hoedown" eröffnet, das auch den Titel "Barn Dances of the Gods" tragen könnte, da es mit den Folk-Traditionen der Appalachen anknüpft an Werke von Aaron Copland und Oliver Nelson. Bei ihrer ersten Aufnahme für Columbia macht diese charismatische Tournee-Band einen deutlichen Schritt zu einem kommerziellen Durchbruch (wie es The Pat Metheny Group oder Heavy Weather geschafft haben), den ein solches Talent und ein solcher Ehrgeiz eigentlich schon vor langer Zeit hätten festigen können. Wenn Shawn Colvins lebhaft heiterer Sopran bei "Futureman" nach Roy Wootens im Rapper-Stil präsentierten Intro einsetzt und den Übergang schafft zu "A Moment So Close", dem wiederum exotische Klangstrukturen und ständige Taktwechsel wie aus einem südindischen Raga folgen, so wird hier eine Wirkung erreicht, die an die anspruchsvolle Mischung von Elementen der Popmusik und an die Jazz-Fusion der Dave Matthews Band erinnern. Tatsächlich liefert der Gesang von Futureman einige ausgezeichnete Tracks, und mit Outbound erreichen diese Virtuosen endlich allgemeine Anerkennung mit Melodien der Volksmusik aus dem Nahen Osten, aus Nordafrika und Südindien (die sich bei "Shuba Yatra" mit Elementen aus Nordeuropa vermischen).

Als Gastkünstler treten auf: Adrian Belew an der Gitarre, Andy Narell am Schlagzeug und John Medeski an den Keyboards, diese helfen sehr dabei, einige gute Arrangements zu verstärken. Unterschwellige Elemente des Blues, versteckter Humor, Anklänge an ländliche und städtische Grundzüge von Americana sind reichlich im Titelsong zu finden, bei "Lover's Leap", bei "Scratch and Sniff" und in "That Old Thing". Selbst wenn die Jam-Stimmung dominiert (wie bei "Earth Jam", bei dem eine von Flecks elektrisch verstärkten Passagen an die Klangfarbe und an die Phrasierung eines Solos von Jerry Garcia erinnern), bleiben die virtuose Fantasie des Banjospielers Fleck und Victor Wootens innovatives Spiel an der Bassgitarre ganz und gar darauf ausgerichtet, die Arrangements zu unterstützen. Ein riesiger Schritt nach vorn für die Flecktones und ihre Fans. --Chip Stern

Während des Sommers 2000 entschieden die Flecktones, einige Shows mit ein paar Musikern des Outbound-Projektes aufzuführen: Sandip Burman, Andy Narell, Paul Hanson, Paul McCandless & Congar ol'Ondar. Sie alle hatten mit ihnen zu verschiedenen Zeiten mal zusammengespielt.Aber sie waren neugierig, wie es sich entwickeln würde. Und es war in der Tat eine sehr aufregende Tour. So aufregend, daß die Flecktones ohne zu Zögern einwilligten, als einige Monate später sich die Gelegenheit bot, dieses Live-Album mit DVD und Home-Video zu machen, dies mit der "Big Band" durchzuführen. Es schien die beste Art und Weise zu sein, etwas Neues und Ungewöhnliches den Zuhörern zu vermittlen.